Sei ein Adler! (wichtige Worte Nr. 201)

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Sei ein Adler! (wichtige Worte  Nr. 201)

Liebe Leserin, lieber Leser

Dies folgende Geschichte lese ich seit Jahren immer wieder:

Geschichte eines grossen Pädagogen und politischen Führers aus der kleinen westafrikanischen Republik Ghana,

James Aggrey (.. 1927), zu wiederholen:

Die Stunde und Chance des Adlers

„Es war einmal ein Bauer, der in den nahen Wald ging, um sich einen Vogel zu fangen, den er zu Hause halten wollte. Es gelang ihm, das Junge eines Adlers zu fangen. Er setzte es zu den Hühnern in den Hühnerstall. Das Adlerjunge pickte Mais, und was Hühner sonst so fressen. Und dabei ist der Adler doch der König bzw. die Königin der Vögel! Nach vielleicht fünf Jahren meldete sich in dem Bauernhaus ein Naturkundler zu Besuch an. Während Bauer und Vogelsachverständiger im Garten spazieren gingen, bemerkte dieser:

– Da, der Vogel da! Das ist doch kein Huhn! Das ist ja ein Adler! – In der Tat, antwortete der Bauer. Das ist ein Adler. Aber ich habe ihn wie ein Huhn aufgezogen. Der ist kein Adler mehr. Der ist ein Huhn geworden, wie die anderen auch. Auch wenn er Flügel mit einer Spannweite von beinahe drei Metern hat.

– Nein, das kann nicht sein, parierte der Naturkundler. Das ist und bleibt ein Adler. Immerhin hat er das Herz eines Adlers. Und das Herz wird ihn eines Tages in die Lüfte fliegen lassen.

– Nein, unmöglich, widersetzte sich der Bauer. Das Biest ist ein Huhn geworden und wird nie wie ein Adler in die Lüfte fliegen. Also beschlossen die beiden Männer, die Probe aufs Exempel zu machen. Der Ornithologe nahm sich den Adler, hob ihn ganz in die Höhe und sagte zu ihm in herausforderndem Ton:

– Da du in Wirklichkeit ja ein Adler bist und da du in Wirklichkeit der Luft des Himmels gehörst und nicht der Erde, öffne deine Flügel und flieg davon!

Doch der Adler sass auf dem ausgestreckten Arm des Mannes und liess sich nicht aus der Ruhe bringen. Etwas durcheinander schaute er hierhin und dorthin. Und als er die Hühner unten im Hühnerstall entdeckte, wie sie den Boden scharrten, taumelte er schwerfällig zu ihnen zurück.

Dem Bauern fiel der Kommentar nicht schwer: – Hab ich`s dir nicht gesagt? Der ist ein Huhn geworden!

– Nein, völlig unmöglich, unterstrich der andere. Der ist ein Adler! Und ein Adler ist und bleibt ein Adler. Wollen wir`s morgen noch mal versuchen?

Tags darauf stieg der Naturkundler mit dem Adler auf das Dach des Bauernhauses und flüsterte dem Vogel zu:

– Adler! Wenn du ein Adler bist, mach deine Flügel auf und fliege davon!

Als aber der Adler wieder die Hühner sah, wie sie den Boden scharrten, zog es ihn erneut zu ihnen.

Da konnte der Bauer lächeln und betonte ziemlich laut:

– Hab ich`s dir nicht gesagt? Der ist ein Huhn geworden!

– Auf keinen Fall, lautete die entschiedene Antwort des Ornithologen. Der ist ein Adler und wird immer das Herz eines Adlers haben. Ich möchte es doch noch mal probieren, ein letztes Mal. Morgen werde ich ihn zum Fliegen bringen.

Am folgenden Tag standen der Naturkundler und der Bauer in aller Frühe auf, fassten den Adler und nahmen ihn mit nach ausserhalb der Stadt, jenseits der letzten Häuser, hoch ins Gebirge. Die aufgehende Sonne tauchte die Berggipfel gerade in goldenes Licht. Dort oben angekommen, hob ihn der Sachverständige in die Höhe und befahl ihm:

– Adler, da du ja ein Adler bist und da du dem Himmel und nicht der Erde gehörst, öffne deine Flügel und flieg davon!

Der Adler schaute um sich. Am ganzen Leib zitterte er, als ob ihn neues Leben erfüllte. Aber an Fliegen… dachte er offenbar nicht. Da packte ihn der Vogelfachmann ziemlich fest und hielt ihn genau in die Richtung Sonne. Die Augen des Königs der Vögel sollten die Helle der Sonne und die Weite des Horizonts trinken. Da, mit einemmal öffnete der Adler seine gewaltigen Schwingen, gab das adlertypische >Kau, Kau< von sich und erhob sich, majestätisch, über sich selbst hinaus. Und er fing an, zu fliegen, zu fliegen, höher, immer höher zu fliegen…, bis er im Blau des Himmels nicht mehr zu erkennen war… Da konnte der Naturkundler nur noch ausrufen:

– Brüder und Schwestern, Landsleute! Wir alle sind nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen. Aber einige Leute haben uns das Denken von Hühnern eingepflanzt. Und viele von uns denken auch tatsächlich, wir seien Hühner. In Wirklichkeit aber sind wir Adler! So lasst uns denn, Weggefährten und Weggefährtinnen, die Flügel öffnen und in die Höhe fliegen!

Fliegen, wie Adler fliegen! Niemals lasst uns zufriedengeben mit den Körnern, die sie uns vor die Füsse streuen, dass wir scharren und sie aufpicken!“

Quelle: Leonardo Boff „Die Stunde des Adlers“

Wie der Mensch das Fliegen lernt

Patmos Verlag Düsseldorf  ISBN 3-491-72400-7

Auf Wiederlesen!

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