Der alte Mann, sein Hund und das Fahrrad
Heute Morgen bin ich den Dreien wieder einmal begegnet. Ein unvergessliches Bild. Ein alter Mann schiebt sein Fahrrad neben sich her und an dessen Lenkstange ist die Leine des vorausschlurfenden Hundes befestigt. Langsam gehen sie Richtung Limmatuferweg auf ihren täglichen Ausflug. Die zwei Lebewesen, Mann und Hund werden gemeinsam alt und älter. Das Fahrrad hat einen orangefarbigen Rahmen und sieht ziemlich altmodisch aus. Wann ist der Mann damit zuletzt gefahren? So wie er marschiert, ist die letzte Fahrt schon einige Zeit her. Heute ist das Fahrrad eine Art Stütze und Gehilfe für ihn. Das Rad gibt aber auch dem Hund die notwendige Sicherheit. Wenn sie die Hauptstrasse überqueren, halten die Autos an und die Menschen schauen den Dreien nach. Ich spüre und sehe jedes Mal die Vergänglichkeit, das Alter, denn jedes Mal sind sie langsamer unterwegs. Ihre Schritte werden kürzer und kürzer. Wie lange werde ich sie noch sehen? Wer von den Beiden wird zuerst sterben, der Mann oder der Hund? Sie gehören doch einfach zusammen. Wenn Gott gerecht ist, dann holt er beide gleichzeitig zu sich. Als Mensch würde ich Gott den Einsatz eines Blitzes vorschlagen, aber eben ich bin ein Mensch und somit nur Zuschauer. Ich habe den Eindruck, dass der Eine ohne den Anderen verloren ist. Wie käme der Hund zu seiner notwendigen Bewegung und was für eine Aufgabe hätte der Mann? Zudem bin ich auch etwas überheblich mit meiner Annahme, dass ich die Beiden überlebe. Wobei ich eigentlich keine Rolle spiele, denn ich bin nur Zuschauer. Der alte Mann und der Hund spielen gemeinsam mit dem Fahrrad die Hauptrolle. In unserer Begegnung sehe ich den Lauf des Lebens.
Wie lange werden die Drei noch unterwegs sein? Ich hoffe, noch lange. Wobei ehrlich gesagt, Freude strahlen sie nicht aus, nicht mehr. Sie sind zu müde! Beide machen keine überflüssigen Schritte mehr, sie kennen ihren Weg und gehen ihn aus Gewohnheit. Tag für Tag, Tag für… und trotzdem, das ist das Leben.
Schlagworte: Spaziergang zu dritt
