Die Kapuziner ziehen weg!

Liebe Leserin, lieber Leser

Mein Wort-Bild von heute: Das Kapuzinerkloster in Brig
Ich halte das Magazin „Folio“ der heutigen NZZ vor mir.
Ein Beitrag darin beschäftigt mich sehr. Es geht um das Kapuzinerkloster in Brig.
„Ende 2017 wird das Kloster geschlossen, denn es fehlt der Nachwuchs und es leben nur noch acht Kapuziner dort.“
Weiter „… am 11.März 1979 brannte das Kloster nieder und es wurde neu aufgebaut und 1981 eingeweiht… in der Schweiz leben noch 125 Kapuziner und die Mehrzahl ist zwischen 75 und 90 Jahre alt.“
Warum beschäftigt mich dieses Kloster? Wenn sich mein Lebensweg, ca. 1960, anders entwickelt hätte, dann wäre ich heute Kapuziner in diesem Kloster. Im damaligen Alter (8) fragte ich meine Grossmama, ob ich Kapuziner werden könnte und was sie dazu meinte. Sie lächelte und meinte als fromme und sehr weise Frau: „Deine Idee gefällt mir schon, aber… werde älter und bedenke, die Familie der Kapuziner lebt nicht in dieser Welt. Sie sind arm, beten viel und sind oft einsam. In ein paar Jahren, so nach der Rekrutenschule, kannst du es dir dann überlegen.“
Meine Grossmama lebte am Kapuzinerweg in Brig und ihr Haus steht heute noch unmittelbar neben dem Kloster. Nur eine Mauer trennt die beiden Areale voneinander.
Ich liebte meine Grossmama über alles und ich vergoss immer sehr viele Tränen wenn ich zurück nach Winterthur musste. Ich hätte alles gegeben, um bei ihr bleiben zu können, alles. Auch heute noch habe ich das Gefühl, dass dies der beste Weg gewesen wäre!
Aber die Menschen hatten einen anderen Plan, vor allem mein Vater. Und so musste ich immer wieder zurück nach Winterthur, weg von Grossmama und den Kapuzinern.
Wie hat meine Mutter die Kapuziner erlebt? Anna wuchs ja dort auf. Ich werde sie ihm Himmel fragen!
Heute vor 65 Jahren ist sie beim Zubereiten des Mittagessens gestorben. Ich lag im Stubenwagen, nur zwei Türen neben der Küche und das Gas ist nicht bis zu mir vorgedrungen. Das kochende Wasser hat die Gas-Flamme auf dem Herd gelöscht und…
Jetzt habe ich meinen Text verloren. Was macht mein Computer?
Ich malte etwa folgende Worte:
Gott hat einen Plan für mein Leben und so trat ich nicht dem Kapuzinerorden bei. Ich wollte eine Familie hier auf Erden. Der Weg des Menschen ist vorgezeichnet, schon bei seiner Geburt, denn Gott hat einen Plan. Aber wie es im Vaterunser heisst: „… dein Wille geschehe…“
Der Guardian (Klostervorsteher) sagte interessante Dinge angesichts der Auflösung:
„Die Welt ist so, wie sie ist. Und wenn der Orden absterben sollte und Gott keinen Nachwuchs sende, dann habe er etwas anderes vor. Das ist keine Lust am Untergang. Wir stehen dort, wo einst Franziskus stand. Wir wissen nicht, was uns erwächst. Aber als Wandernde haben wir Kapuziner das Loslassen und das Weiterziehen gelernt, es ist Teil unserer Spiritualität.“

Auf Wiederlesen
Fröhliche, friedliche und neugierige Grüsse
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Tag 190/175

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