„Ich finde es unmoralisch, Verluste zu machen“

Der Hofnarr sitzt auf seiner Bank und schaut dem fliessenden Wasser in seinem Fluss zu. Er geniesst die Ruhe. Vor mehr als zweihundert Jahren ist Napoleon mit seiner Armee an dieser Stelle über den Fluss. Er zog mit seinen Soldaten bis nach Russland, bis zu seiner Niederlage. Der Name Dietikon steht dafür auf dem Arc de Triomphe in Paris. Welch eine Ehre! Der Hofnarr denkt über die vergangene Woche nach. Der „FCZ“ wurde Fussballmeister und der FC Basel entliess Christian Gross. Er, der nun während Jahren den Erfolg in Basel möglich machte, wird auf die Strasse gestellt. Dabei hat der Verein im Winter noch seinen Vertrag für zwei Jahre verlängert. Der FC Basel verfügt offensichtlich über genügend Geld und so bezahlt der Verein jetzt einfach einen Trainer im „Ruhestand“ und einen Trainer, der neu gesucht und angestellt wird. Da kommt dem Hofnarren das Wort Prostitution in den Sinn.

„Ich finde es unmoralisch, Verluste zu machen.“ Diese Schlagzeile las der Hofnarr diese Woche in der Zeitung. Im betreffenden Artikel wird ein Schweizer Manager beschrieben. Er sei eben ein unabhängiger Unternehmer und in der Krise müsse man schnell und knallhart führen. Der Unternehmer hat einen seiner Manager entlassen und „standrechtlich exekutiert„, er hat fünf Fabriken in Spanien, Dänemark und Schweden bereits geschlossen, d.h. jede neunte der 81Tochterfirmen verkauft oder zusammengelegt. 2008 rund 1000 Stellen abgebaut und dieses Jahr sollen weitere 1000 verschwinden. Gut dafür hat der Mann den Umsatz seiner Firmengruppe von 2003 bis heute verdoppelt und zwar auf 3 Milliarden Franken. Die Radikalkur trägt Früchte. Der Umsatz ging bloss um 2,8% auf 2,936 Milliarden Franken zurück und das operative Ergebnis betrug 351 Millionen Franken (12% des Nettoumsatzes), d.h. von diesen 351 Millionen Franken müssen noch Steuern und Zinsen bezahlt werde. Wenn die im Titel zitierte Aussage des Managers stimmt, dann hat er Gewinn gemacht. Warum kommt dem Hofnarr jetzt wieder das Wort Prostitution in den Sinn?

Wann erreicht dieser Unternehmer sein „Russland“? Also den Ort, von dem Napoleon zurück nach Frankreich flüchtete, seine „Grande armée“ verliess und sie dabei gleichzeitig opferte. Die endgültige Niederlage kam erst später in der Schlacht bei Waterloo. Ich bin gespannt, wann dieser Unternehmer sein Waterloo erreichen wird. Er wird noch lange „Monopoly“ spielen, dabei Manager exekutieren, Firmen kaufen und verkaufen, Mitarbeiter abbauen usw. Was sagt eigentlich ein Vater zu seinen fünf Kindern, wenn er „abgebaut“ wurde, keine Stelle mehr findet… Hat ein Unternehmer keine soziale Verantwortung in der Gesellschaft? Wer bezahlt eigentlich das Leben der „Abgebauten“? Der Fluss fliesst ruhig an der Bank vorbei…

Der Hofnarr denkt nach… kann ein Firmenimperium nur so geführt werden? „Management by Napoleon“: kleiner Mann – grosse Pläne – grosse Armee – Siege – Flucht – Verbannung – Wiederauftauchen – grosse Pläne – grosse Armee – Niederlage – Waterloo – immerhin hat Napoleon heute noch ein Denkmal in Paris (selbst sein Sarg wird besucht). Viele Schulklassen besuchen das Denkmal und denken dabei an Sieger, Verlierer, an…Abgebaute!!!

Ruhig fliesst der Fluss…

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