Über das glückliche Leben (mein 5. Versuch: aus der Sicht des SIEGERS)

Die Ausgangslage:

Im Jahr 58 n. Chr. erschien in Rom ein Brief mit dem Titel: „Über das glückliche Leben.“ Seneca fordert mich heraus und so versuche ich das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu durchleuchten. Heute schreibe ich über die Ansicht des Siegers.

Wann ist ein Sieger glücklich und wie sieht sein glückliches Leben aus?

Zuerst muss ich den Siegerin oder die Siegerin definieren. Im Duden, Teil Synonymwörterbuch, lese ich folgendes:

Siegerin, Sieger = Bester, Erster, Hauptgewinner, Matador, Preisträger, Rekordhalter, Spitzenreiter, Superstar, Ass, Kanone, Champion, Crack, Meister.

siegreich = erfolgreich, erfolgsverwöhnt, sieggewohnt, erfolgsgekrönt, erfolggekrönt, arriviert, triumphant, sieghaft.

Zurück zur Ausgangsfrage, wann ist ein Sieger glücklich? Nach einem Sieg! Stimmt das wirklich? Nach dem Sieg muss er auf den nächsten Sieg zugehen, denn er lebt unter Zwang. Siegen, siegen, siegen. Das hat für mich mit Vergleich zu tun. Nur dann kann ich gewinnen, wenn jemand anders verliert. Ich brauche also den Vergleich, den Wettkampf, den Wettbewerb. So muss sich der Sieger auch mit der Niederlage auseinandersetzen, mit der eigenen Niederlage und mit der des Anderen. Nichts hat Bestand. Immer kommt ein Bezwinger, der schneller, weiter, mehr, höher… Wo bleibt dann das Glück? Auf dem Höhepunkt zurücktreten wird Sportlern oft empfohlen. Aber wann ist dieser Zeitpunkt erreicht? Ich nehme die Bibel zur Hand und suche nach dem Begriff Glück und finde Gedanken zum „Wahren Glück“ (1. Psalm), „ewiges Glück (16. Psalm) und „bleibendes Glück“ (Sprichwörter 16,20), „jeder seines Glückes Schmied“ (Kohelet 9.11), und so komme ich zur Erkenntnis, dass mir Kohelet mit seinen Gedanken bei der Suche nach der Antwort auf diese schwierige Frage weiterhelfen kann:

Kohelet sagt im Alten Testament (9.7-10):

„Das einzige, was dem Menschen übrigbleibt

Darum iss dein Brot und trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! So hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm. Nimm das Leben als ein Fest: Trag immer frisch gewaschene Kleider und sprenge duftendes Öl auf dein Haar! Geniesse jeden Tag mit der Frau, die du liebst, solange dieses flüchtige Leben dauert, das Gott dir geschenkt hat. Denn das ist der Lohn für die Mühsal dieses Lebens. Nutze alle Möglichkeiten, die sich dir bieten; denn du bist unterwegs zu dem Ort, von dem keiner wiederkehrt. Wenn du tot bist, ist es zu Ende mit allem Tun und Planen, mit aller Einsicht und Weisheit.“

Somit hat der Sieger eine besondere Einstellung zum Leben, zur Freiheit und er lebt ohne Vergleich mit…und trotzdem muss er kämpfen. Kämpfen gegen sich selber, kämpfen gegen seine Trägheit, kämpfen gegen Missmut, Neid und Kleingeist.

„Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben.“ (Sprichwörter 4,23)

Jetzt kommt mir ein altes Lied in den Sinn. Ein Lied, das ich bei den Pfadfindern immer sehr gerne gesungen habe. Das Beresinalied. Angestimmt von Thomas Legler an der Beresina, an dem Fluss an dem viele Schweizer auf dem trostlosen Rückmarsch aus Russland (Feldzug Napoleon) ihr Leben verloren haben:

„Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht, jeder hat in seinem Gleise etwas das ihm Kummer macht. + Aber unerwartet schwindet vor uns Nacht und Dunkelheit, und der Schwergedrückte findet Linderung in seinem Leid. + Darum lasst uns weitergehen; weichet nicht verzagt zurück: Hinter jenen fernen Höhen wartet unser noch ein Glück. + Mutig, mutig, liebe Brüder, gebt die bangen Sorgen auf; morgen steigt die sonne wieder freundlich an dem Himmel auf.“

Ich wünsche Ihnen ein glückliches Leben.

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